Interessengemeinschaft Gertrudenberger Loch e.V.
 

Luftschutz

Am 26. Juni 1935 wurde das „Gesetz zur Regelung des zivilen Luftschutzes (Luftschutzgesetz)“  und daran anschließend verschiedene Durchführungsverordnungen erlassen, die u.a. den Bau von Bunkeranlagen und deren Ausstattung sowie die Luftschutzpflicht regelten; Osnabrück wurde aufgrund seiner Industrien und seiner Verkehrsknotenpunkte Luftschutzort 1. Ordnung.

Auf Initiative des Kreisleiters des Stadtkreises Osnabrück der NSDAP, Wilhelm Karl Ernst Münzer, nahm man im Herbst 1939 erstmalig von der Stadt Osnabrück finanzierte Arbeiten zur Erschließung des Gertrudenberger Loches und Ausbau eines Teiles zum öffentlichen Sammelschutzraum auf. Die Arbeiten, die ebenfalls der Erforschung nach altgermanischen Ursprüngen dienten, wurden von dem Rutenmeister und Architekten Heinrich Margraf geleitet.

Die Kriegswirren beendeten vorerst den weiteren Ausbau des Gertrudenberger Loches als Luftschutzbunker.
Nachdem am 4. September 1939 der erste Fliegeralarm ertönte , fielen am 23. Juni 1940 die ersten Bomben auf Osnabrück  - durch das sogenannte „Luftschutz-Sofortprogramm“ vom 10. Oktober 1940 , auch als „Sonderaktion Luftschutzbau“ bekannt, wurde der Bau von Luftschutzbauten angeordnet, sofern keine oder unzureichende Luftschutzräume vorhanden sind.
Ab diesem Jahr wurde auch das Gertrudenberger Loch offiziell als Luftschutzraum geführt.

Der Luftschutzraum verfügte über mehrere Eingänge, die besonders geschützt wurden. Die Schlüssel für die Zugänge befanden sich ab 1941 bei Paul Punka, dem Obergärtner des Bürgerparks.
Mehrere Frauen und Männer hatten den Status als Hilfspolizisten inne und waren für den reibungslosen Ablauf im Gertrudenberger Loch während der Alarmphasen zuständig.

Holzbänke im Luftschutzbereich, Fotograf und Jahr unbekannt


Jeder Schutzsuchende hatte seinen angestammten Platz in einzelnen Räumen wie z.B. im sog. „Kinderstollen“ für Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern sowie Räume für die Bewohner einzelner Straßenzüge.
In den Luftschutzräumen befanden sich ein Sanitätsraum, zahlreiche hölzerne Sitzbänke, Toilettenanlagen, Entflüftungsschächte und zur Orientierung Beleuchtungsanlagen und als weitere Orientierungshilfen weiß phosphoreszierende Rechtecke und Pfeile.

Mitte 1943 wurde das Gelände am Eingang zum Luftschutzbunker befestigt.

Am 12. Oktober 1944 war auch der Luftschutzbunker „Gertrudenberger Loch“ direkt durch Bombenangriffe betroffen:
um 9:50 Uhr meldeten die Sirenen „Öffentliche Luftwarnung“, zehn Minuten später folgte das auf- und abschwellende Geheul des Vollalarms - 300 amerikanische Maschinen näherten sich in mehreren Wellen der Stadt Osnabrück.
Eine Sprengbombe traf die Klosterkirche St. Gertrudis auf dem Gertrudenberg: sie zerschlug das Deckengewölbe und brachte den Turmhelm sowie andere Teile der Kirche zum Einsturz.

Vier Sprengbomben detonierten auf dem Deckengewölbe des dicht mit Menschen gefüllten Gertrudenberger Loches.
Eine Sprengbombe explodierte unmittelbar neben einem Luftschacht, schleuderte die Abdeckplatte zur Seite und ließ einen Teil des Luftdrucks in das Innere des Gertrudenberger Loches dringen. Dabei lösten sich mit lautem Getöse Teile der Gesteinsdecke, wodurch mehrere Personen erheblich verletzt wurden.
Wido Spratte führte in seinem 1985 im Osnabrücker Verlag H. Th. Wenner erschienenen Buch "Im Anflug auf Osnabrück. Die Bombenangriffe 1940 - 1945" weiter aus:
Mit dem Luftdruck waren auch giftige Kohlenoxydgase in das Innere des Schutzraumes gelangt. 15 Menschen wurden davon ohnmächtig. Es war für sie ein großes Glück, daß man sie früh genug nach draußen an die frische Luft tragen konnte.“
Diese Kohlenoxydvergiftungen erfolgten durch die Gase der explodierenden Sprengbombe.
Der Angriff dauerte von 11:33 Uhr bis 11:55 Uhr - er forderte an diesem Tag in Osnabrück 43 Tote und 42 Verletzte, 10.000 Menschen wurden obdachlos.

Am 4. April 1945 wurde die Stadt Osnabrück von britischen und kanadischen Truppen kampflos eingenommen; Osnabrück gehörte zu den am meisten zerstörten Orte in Deutschland - 1.434 Tote waren zu beklagen.

Nach dem Krieg wurden die Zugänge zum einstigen Luftschutzbunker "Gertrudenberger Loch" zugesprengt.